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MATEO MATHAUS: THE WORLD NOW

ISLAM EN ALEMANIA: UND DAM DIE WELT COMO LOS NAZIS..

Wer bei den Salafisten mitmachen will, darf keinen Kuschelgott erwarten. Diese Botschaft bellt der Eiferer Pierre Vogel gern ins Mikrofon, wenn er über die Dörfer zieht und für die "perfekte Scharia" wirbt. Deutschlands bekanntester Islam-Konvertit war früher mal Profiboxer, mit dem Kuscheln hat er es nicht so, er mag die klare Ansage: Der Chef, also Gott, habe das Universum schließlich geschaffen, "also hat er auch das Recht zu bestimmen, was du zu tun und zu lassen hast".

Ergo: Alkohol verboten. Glücksspiel verboten. Keine Musik. Keine Pornos. So einfach ist das im Universum des selbst ernannten Predigers "Abu Hamza".

In Wuppertal, wo der Rheinländer solche Vorträge des Öfteren hält, müsste er eigentlich noch ergänzen: Wer bei den Salafisten mitmacht, darf auch keine Kuschelmoschee erwarten. Anheimelnd ist es nun wirklich nicht an der Darul Arqam Moschee in Wuppertal.

Die Moschee hat sich in einem tristen Gewerbehinterhof am Waldrand eingemietet, vor der Tür rostet ein großer Container vor sich hin, im Hof belädt ein griechischer Kleinunternehmer den Lkw für seine nächste Tour in den Süden. Ein bisschen Farbe beschert allenfalls die Deutschlandfahne, die von einem Vordach hängt. Aber auch die sieht aus, als stamme sie noch von der WM 1998.

 

Die Moschee, die gar keine Moschee ist

 

Das also soll er sein laut Polizei, der neue salafistische Treffpunkt im Bergischen Land, der Ort, wo junge Muslime auf den "richtigen Weg" geführt werden sollen, wo sich Pierre Vogel schon des Öfteren über seine Ansichten zu Alkohol, Spiel und Pornos ausgelassen hat – und von wo aus nun die obskure "Shariah Police" ihre Patrouillen startete.

Den Salafismus-Vorwurf weist die Moschee zwar empört zurück. Und offiziell bekennt sie sich auch nicht zu den Patrouillen der selbst ernannten Sittenpolizisten. Doch mittlerweile ist klar: Die von Politik, Polizei, Behörden und vielen Bürgern heftig kritisierte Aktion in der Nacht zum Donnerstag sollte in erster Linie Werbung machen für einen sittenstreng gelebten Islam – und für die Darul-Arqam-Moschee, die im Übrigen offiziell gar keine ist, sondern von Polizei und Verfassungsschutz als möglicher Salafisten-Treffpunkt und Schulungszentrum überwacht wird.

 

Elf Männer waren in der Wochenmitte mit "Shariah-Police"-Warnwesten durchs Wuppertaler Zentrum gezogen, hatten junge Muslime ins Gebet genommen, um sie von Discos, Spielhöllen oder Kneipen fernzuhalten. Ein Video davon hatten die Moralwächter umgehend ins Netz gestellt. Zu sehen ist, wie der Chef der Truppe, der 33-jährige Sven Lau, Visitenkarten verteilt oder in Spielhallen auslegt, wie er auf Leute einredet und Einladungen ausspricht – für einen Besuch bei Darul Arqam.

 

Der Paradies-Versprecher saß in Untersuchungshaft

 

Lau, ein ehemaliger Feuerwehrmann, ist wie sein Kumpel Pierre Vogel ein Islamkonvertit, ein Deutscher, der früher mal evangelisch war. Der radikale Islamist hatte einst den mittlerweile aufgelösten Salafisten-Verein "Einladung zum Paradies" angeführt, er saß sogar monatelang in Untersuchungshaft, weil er versucht haben soll, Deutsche zur militärischen Ausbildung im Nahen Osten anzuwerben.

Die Anklage musste fallen gelassen werden, weil die Beweise zu vage waren. Doch der Wuppertaler Integrationsbeauftragte Jürgen Lemmer fürchtet, dass Lau weiterhin den extremistischen Nachwuchs im Blick hat, wenn er jetzt als Scharia-Polizist durch Wuppertal zieht und junge Männer mahnt: "Lass die Finger vom falschen Weg und komm in die Moschee."

Beide, Lau und Pierre Vogel, hatten bei der Eröffnung der Wuppertaler Moschee im Mai gesprochen und für einen großen Andrang in der 100 Quadratmeter großen Hinterhofetage gesorgt. Doch dann, glaubt der Integrationsbeauftragte Lemmer, habe die Zugkraft des karg eingerichteten Treffs rapide nachgelassen. Womöglich stießen die strengen Ansichten der selbst ernannten Sittenwächter doch einigen Gästen bitter auf.

 

"Das da oben sind alles super Jungs"

 

Obwohl Sven Lau selbst offenbar gar nicht in Wuppertal wohnt, sann er nach einem Weg, ohne viel Aufwand Werbung für Darul Arqam zu machen. Das, man muss es dem ehemaligen Feuerwehrmann lassen, ist ihm gelungen.

Ein 19-Jähriger, der gerade aus der Moschee kommt, aus deren Fenstern religiöse Melodien dringen, ist der Lockung offenkundig gefolgt. Er will das zwar nicht so recht zugeben, ebenso wenig, wie er bereit ist, einen Namen zu nennen. Er habe "nur schnell beten" wollen und sei eben dieses Mal dafür in die Klophausstraße gekommen, einen Kumpel im Schlepptau.

Mit Sven Laus Tour durch das Wuppertaler Zentrum habe das nichts zu tun. Ob die beiden keine Bedenken hätten, dort auf eine radikale Truppe zu stoßen? Auf Salafisten womöglich, die angeblich Leute zu rekrutieren versuchen für den Dschihad? Der 19-Jährige, schick zurechtgemacht in schwarzer Jeans, engem weißem Hemd, Basecap, dickem Gürtel, prustet belustigt in den sorgfältig gestutzten Bart. "Ach Quatsch! Das da oben sind alles super Jungs."

 

Die Medien verbreiten nur "Mist"

 

Er und sein Freund haben das Video der Warnwesten-Truppe allerdings gesehen, so viel geben sie zu. Um sogleich empört zu betonen, wie viel "Mist" und "Unwahrheiten" über die Aktion in den Medien verbreitet werde. "Die haben doch nichts Schlimmes gemacht. Die waren total höflich." Hätten Visitenkarten hinterlassen, freundlich Hinweise gegeben. Und überhaupt: Es sei doch nichts dagegen zu sagen, wenn Leute versuchen, andere vom Trinken oder von Drogen abzuhalten.

Genau das ist die Argumentationslinie, die nun von Sven Lau und seinem Gesinnungsbruder Pierre Vogel verfolgt wird. In mehreren weiteren Videos machen sich beide darüber lustig, wie gut die Sache eingeschlagen habe. "Das war nur eine Testversion, wir wollten nur zeigen, wie schnell sich alle auf uns stürzen, nur wegen eines Namens", sagt Lau.

Auch Pierre Vogel betont in einer Videobotschaft, von einer "Polizei" könne nicht die Rede sein, der Name sei womöglich missverständlich oder unglücklich gewählt gewesen.

 

Die "Polizei" wird zum "Team"

 

Doch das klingt nur einen ganz kurzen Moment so, als ruderten die beiden zurück, weil sie womöglich selbst überrollt waren vom heftigen und breiten Widerstand. Doch schon im nächsten Atemzug kündigt Lau an, weitermachen zu wollen, nur eben etwas geschickter: "Die wahre Version wird anders heißen und anders laufen, nicht mit orangefarbenen Westen", so Lau. Stattdessen setzt er künftig auf den Begriff "Anti-Haram-Team" – sozusagen Streetworker statt Sittenpolizei. Als "haram" wird im Arabischen all das bezeichnet, das nach dem Gesetz des Islam, der Scharia, als verboten oder sündhaft gilt.

"Mit Allahs Erlaubnis werden wir bald in alle Städte kommen und den einen oder anderen Bruder oder Schwester von diesen Schändlichkeiten abhalten. Und zwar nicht, indem wir einschreiten, sondern einfach nur dadurch, dass man uns sieht, indem man uns wahrnimmt." Lau kündigt an, in "all die dunklen Gassen" zu gehen, in die sich keine Politiker oder Sozialarbeiter trauten: um Menschen, die man jahrelang vergessen habe, einzuladen in die Moschee.

Das könnte dann allerdings nur eine Moschee im Stile der Darul Arqam sein – denn alle anderen lehnen die Vorgehensweise empört ab. Nicht nur der Wuppertaler Moscheeverein hat sich klar distanziert von der Aktion, sondern Islamverbände und gläubige Muslime in ganz Deutschland.

 

"Jetzt erst recht mit 'ner Dose Bier vor die Disco"

 

Ersin Özcan, nordrhein-westfälischer Landesvorsitzender des Dachverbandes Ditib, nannte die Außenwirkung von Laus Aktion "schädlich": "Viele stecken alle Muslime in eine Schublade. Das ist aber nicht der Islam." Einen Trost sieht er zumindest: In Wuppertal sei die "Gemeinde stabil" gegen Unterwanderung.

Tatsächlich fühlen sich in der Stadt an der Wupper viele Bürger, darunter Muslime, belästigt und wandten sich Hilfe suchend an die Polizei. "Ich hätte Lust, mich jetzt gerade erst recht mit 'ner Dose Bier vor die Disco zu stellen und auf die Typen zu warten", sagt ein junger Türke. "Denen muss mal einer zeigen, wo der Hammer hängt."

Um dann aber sogleich wieder ins Grübeln zu kommen: "Na ja, vielleicht auch wieder nicht. Keiner weiß ja, wie viele Kumpels die haben." Da kann der Verfassungsschutz helfen: Der schätzt, dass es allein in Nordrhein-Westfalen an die 1800 Salafisten gibt.

 

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